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Gorilla
AM Letzten Wochenende war ich nach langer Zeit mal wieder im Frankfurter Zoo – und mir ist aufgefallen, dass ich dort bisher kaum Bilder gemacht hab. Es wurde also Zeit, das Ganze mal nachzuholen und da bot sich auch direkt ein Artikel an, in dem ich von meinen Erfahrungen berichte.

„Zoos sind langweilig – geh in die Wildnis, wie echte Fotografen!“

Würde ich ja gern, ich hab aber aktuell keinen Urlaub, vielleicht ja in Okinawa :). Außerdem kann man auch im Zoo ganz schöne Bilder machen, auch wenn die Scheiben hier oft stören und Tiere in ihrem natürlichen Umfeld in der Tat spannender zu beobachten und fotografieren sind. Es gibt also Einiges zu beachten wenn man im Zoo schöne Bilder machen möchte und ich berichte heute mal von den Erfahrungen, die ich gemacht habe.

Ausrüstung

Wie so oft stellt sich am Anfang die Frage, was man denn nun an Equipment mitnimmt wenn man in den Zoo geht. Da fallen einem direkt lange Brennweiten ein, schließlich sind die Tiere oft sehr weit weg. Mist, meine längste Brennweite beträgt 75mm, umgerechnet auf Kleinbild 150mm. Das ist für viele sicher am unteren Ende dessen, was man im Zoo nutzen sollte. Das M.Zuiko 75mm F1.8 hat aber den Vorteil der hohen Lichtstärke von F1.8, was einerseits eine gewisse Freistellung der Tiere erlaubt und andererseits auch in den Innenbereichen noch gute Bilder bringt, wo das Licht oft eher mäßig ist. Gerade bei langen Brennweiten verwackelt man dort leicht oder muss den ISO-Wert so weit hochschrauben, dass die Bilder recht stark rauschen. Beides mit dem M.Zuiko 75mm kein Problem, das Objektiv ist außerdem schon bei Offenblende sehr scharf und muss daher nicht abgeblendet werden. Das wird also schon mal eingepackt.

Als Nächstes kommt mir das Aquarium in den Sinn – das ist es ziemlich dunkel und hohe Lichtstärke ist gefragt. Die Brennweite darf hier ruhig kürzer sein, da man in der Regel direkt vor den Aquarien steht und sich die Tiere nah an der Scheibe bewegen. Also hab ich mein lichtstärkstes Objektiv eingepackt, das Panasonic Leica 25mm F1.4.

Zu Guter Letzt gibt es im Zoo auch Echsen, Insekten und Spinnen. Auch hier muss die Brennweite nicht ganz so lang sein, das Objektiv sollte im Idealfall aber makrotauglich sein. Daher hab ich als letztes Objektiv das M.Zuiko 60mm Makro F2.8 eingesteckt

Das wars – als Kameras kamen wie immer die Olympus OM-D E-M1 und die PEN E-P5 zum Einsatz.

Herausforderungen in der Zoo-Fotografie

Sicher, Tiere in der Wildnis zu fotografieren ist deutlich herausfordernder als im Zoo, wo die Tiere quasi auf dem Silbertablett serviert werden. Trotzdem ist es nicht ganz trivial:

  • Lange Brennweiten werden auch hier benötigt, gerade Löwen, Bären etc. sind gern ziemlich weit weg
  • In bestimmten Bereichen ist sehr dunkel – die nachtaktiven Tiere sollen schließlich in einem natürlichen Umfeld leben.
  • Auch im Zoo bewegen sich die Tiere – kurze Verschlusszeiten bei nicht optimalem Licht verlangen hohe Lichtstärke
  • Scheiben (gern auch schmutzig) mindern die Qualität der Bilder stark, Kontrast und Schärfe der Bilder nimmt ab und Spiegelungen stören den Bildeindruck

Durch die Scheibe fotografiert

Apropos Scheibe: Hier mal ein Beispielbild, bei dem man schnell versucht ist, das Resultat direkt in die Tonne zu schmeißen – so kam das Bild direkt aus der Kamera:

Gorilla OOC

Das Bild wurde durch die Scheibe fotografiert, dementsprechend haben Bildschärfe und Kontrast gelitten. Die Spiegelungen sind auch nicht gerade förderlich für die Bildqualität. Man sollte aber nicht unterschätzen, was man aus einem RAW Bild in Lightroom noch alles machen kann. Mir gefiel der der Blick des Gorillas sehr gut und ich wollte dem Bild daher noch eine Chance geben. In Lightroom hab ich dann die folgenden Anpassungen vorgenommen:

Lightroom

Im Wesentlichen hab ich das Bild in schwarz/weiß umgewandelt, die Lichter rausgenommen, die Schatten rausgearbeitet, das Weiß erhöht und das schwarz stark rausgenommen. Letzteres sorgt dafür, dass man kaum noch etwas von der Scheibe sieht. Die Klarheit zu erhöhen hilft hier auch noch etwas. Das Resultat sieht man dann hier – das Ganze wurde dann auch Titelbild für diesen Artikel:

Ich denke, das Resultat kann sich sehen lassen – gerade im Vergleich mit dem Bild direkt aus der Kamera. Von daher sollte man nicht denken, dass man durch die Scheibe keine guten Bilder machen kann – der Aufwand in der Nachbearbeitung steigt lediglich an.

Ich zeige jetzt mal einzeln die Bilder, die mit den drei Objektiven gemacht wurden. Ich denke, daran kann man gut erkennen, für welchen Einsatzzweck sich das jeweilige Objektiv eignet.

Beispielbilder mit dem M.Zuiko 75mm

Mit dem M.Zuiko 75mm hab ich den Großteil der Bilder gemacht. Es ist eins meiner Lieblingsobjektive und meine längste Brennweite und damit im Zoo das für mich geeignetste Objektiv:

 

Beispielbilder mit dem M.Zuiko 60mm Makro

Das Makroobjektiv war am zweithäufigsten im Einsatz, eigentlich aber nur im Reptilien- / Insektenbereich. Durch die etwas schwächere Lichtstärke und die geringere Brennweite war es nur im Einsatz wenn ich nah ran wollte, ansonsten bekam das M.Zuiko 75mm F1.8 den Vorzug:

Panasonic Leica 25mm F1.4

Mein „Immerdrauf-Objektiv“ war hier nur wenig im Einsatz. Das lag aber auch daran, dass wir erst gegen Ende des Besuchs im Aquarium waren und die Zeit etwas drängte. Mit etwas mehr Zeit hätte ich hier sicher noch einige nette Bilder gemacht.

Fazit

Braucht man extrem lange Brennweiten im Zoo? Jein – es gibt sicher Gelegenheiten, bei denen ich gern noch etwas näher dran gewesen wäre aber die umgerechnet 150mm des M.Zuiko 75mm reichten mir in 90% der Fälle aus. Den Bedarf an Lichtstärke darf man auch im Zoo nicht unterschätzen, in den Innenbereichen wird das Licht schnell knapp. Superzoom-Kameras kriegen hier kaum noch gescheite Bilder hin, da muss dann schon schweres Geschütz her. Das wird dann aber auch groß, schwer und teuer – Mein Equipment empfand ich als guten Kompromiss.

Ich hoffe, der kleine Einblick in meiner Erfahrungen in der Zoo-Fotografie waren hilfreich. Wenn Ihr Fragen oder Anregungen habt schreibt es wie immer gern unten in den Kommentarbereich!

                                                                              

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Pierre Aden

Ich bin ein Hobby-Fotograf der aktuell in Frankfurt wohnt. Wenn ich nicht gerade verreise oder fotografiere spiele ich gern Tischtennis / Squash oder schaue TV Serien. Ich arbeite in einer Deutschen Bank im Bereich Anti-Money-Laundering.

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