Warum U-Bahn?
Was spricht für die U-Bahn im Bereich der Street Fotografie? So Einiges, zum Beispiel:
- Das Fenster einer U-Bahn dient als natürlicher Rahmen, der dem Bild eine Struktur verleiht und beim Ausrichten hilft.
- Die Menschen bewegen sich in der Regel nicht (viel), so dass man das Bild gut komponieren kann.
- Das Fenster schafft eine gewisse Distanz, kaum jemand wird aussteigen, um Dich zu fragen, warum Du ein Bild von ihm / ihr machst.
- Die Menschen schauen in der Regel aus dem Fenster und sehen Dich dann auch als Fotografen, der Blickkontakt im richtigen Moment fotografiert kann dann zu einem spannenden Bild führen.
- Das Fenster hilft dabei eigene Ängste / die Schüchternheit zu überwinden – eignet sich daher gut, um in die Street Fotografie „reinzuschnuppern“.
- Je nachdem wo man steht und was sich im Hintergrund befindet, kann das Bild eher zweidimensional oder dreidimensional wirken (wenn man den Hintergrund ebenfalls betont).
- Durch unterschiedliche Tageszeiten kann man auch seine Chance erhöhen spezielle Stimmungen einzufangen und den Fokus auf bestimmte Menschen lenken (z.B. morgens zum Thema Müdigkeit, Gruppen sind dann Berufspendler oder Schüler. Abends am Wochenende vielleicht eher Partystimmung etc.).
Ausrüstung
Die Ansprüche an die Fotoausrüstung für Bilder in der U-Bahn sind nicht besonders hoch, ein paar Dinge sollte man jedoch beachten. Die Kamera sollte eher klein und unauffällig sein, damit man nicht als Stalker abgestempelt wird. Eine große Kamera mit einem riesigen Zoom-Objektiv wirkt schnell einschüchternd. Da Ihr im Idealfall nah an das Motiv rangehen solltet benötigt Ihr ohnehin keinen großen Zoom-Faktor. Außerdem sollten die Objektive relativ lichtstark sein, da es in der U-Bahn – wäre hätte es gedacht – kein Tageslicht gibt. Wenn man keine verrauschten Bilder haben möchte sollte man eher mit Festbrennweiten arbeiten, die oftmals lichtstärker sind (F2.0 oder besser).
Man hat es zwar in der Regel mit statischen Motiven zu tun aber durch das oftmals recht schlechte Licht ist die Verwacklungsgefahr trotzdem gegeben. Neben dem lichtstarken Objektiv hilft daher auch eine Bildstabilisierung in der Kamera oder im Objektiv. Dadurch könnt Ihr auch bei relativ langen Belichtungszeiten noch verwacklungsfreie Bilder machen. Ein guter Grund Mut zu beweisen und nah an das Motiv ranzugehen, ist, dass man mit kurzen Brennweiten weniger schnell verwackelt ;).
Als Kamera benutze ich in der Regel meine Olympus PEN E-P5. Die ist recht klein und unscheinbar, wirkt daher wenig bedrohlich und hat einen sehr guten Bildstabilisator. Diese Kamera passt mit den recht kleinen Olympus Objektiven auch in die Jackentasche, damit hält mich dann auch niemand für einen professionellen Fotografen. Das Klappdisplay hilft außerdem dabei unauffällig „aus der Hüfte zu schießen“, so dass man recht unerkannt Bilder machen kann. Neben der PEN benutze ich noch eine Olympus O-MD E-M1 – die ist dann aber nur in der Fototasche dabei, weil sie für die Jackentasche zu klein ist.
Bei den Objektiven kommt es drauf an, wie mutig man sich fühlt ;). Die kürzeste Brennweite, die ich in der U-Bahn benutze ist das M.Zuiko 17mm F1.8 – entspricht ca. 35mm im Kleinbildformat. Damit muss man schon recht nah ran aber dadurch ist man auch eben „mittendrin statt nur dabei“. Man sieht den Bildern an, ob man eher ein Beobachter aus der Distanz war oder ob man quasi direkt vor dem Motiv steht. Letzteres ist oftmals deutlich spannender.
Nur wenig länger ist das PanaLeica 25mm F1.4 Objektiv (50mm Kleinbild). Dieses Objektiv punktet durch die sehr hohe Lichtstärke und den „Leica-Look“ – schwer zu beschreiben aber die Bilder haben einen besonderen Charakter, gerade in schwarz-weiß.
Deutlich weiter weg vom Motiv ist man mit dem M.Zuiko 45mm F1.8 (90mm Kleinbild) Objektiv. Hier hat man eine recht bequeme Distanz zum Fotomotiv und das Adrenalin beim Fotografieren hält sich in Grenzen ;). In meinen Augen gerade für den Anfang ein gutes Objektiv, damit man nicht direkt mit der Nase an der Scheibe steht und sich vielleicht unwohl fühlt. Außerdem ist es sehr klein, leicht und günstig – für das unbeobachtete Fotografieren gerade richtig.
Zu guter Letzt hab ich noch das M.Zuiko 75mm F1.8 (150mm Kleinbild). Dieses Objektiv ist eigentlich „zu lang“ was die Brennweite angeht, besticht aber durch eine sehr gute Abbildungsleistung und da es den Hintergrund mehr komprimiert können auch da sehr schöne Bilder entstehen. Warum das M.Zuiko 75mm zu meinen Lieblingsobjektiven zählt könnt Ihr hier in dem entsprechenden Artikel nachlesen. Wenn Ihr mehr über meine Fotoausrüstung erfahren möchtet, seht Euch einfach die entsprechende Info-Seite auf meiner Homepage an.
Rechtliches
Zumindest in Deutschland gibt es das Recht am eigenen Bild – wenn sich also jemand beschwert, einfach das Bild ohne Diskussion löschen. Die eher theoretische Gefahr verklagt zu werden existiert natürlich, ein Schaden ist aber sicher schwer zu beziffern. Ich hatte bisher nie Beschwerden und manche Leute lächeln sogar wenn sie fotografiert wurden. Entscheidet also selbst, ob Ihr Street-Bilder machen möchtet oder nicht.
Bilder
Hier also mal ein paar Beispiele mit unterschiedlichen Brennweiten. Ich denke, man sieht recht deutlich wie sich der Bildeindruck beim Einsatz der unterschiedlichen Objektive ändert. Benutzt einfach die Brennweite bei der Ihr Euch am wohlsten fühlt was den Abstand zum Motiv angeht und wo ihr mit den Resultaten am zufriedensten seit. Mit kürzeren Brennweiten seit ihr ab am flexibelsten unterwegs und müsst gleichzeitig am ehesten über Euren Schatten springen. Viel Spaß beim Ausprobieren und falls Ihr Eure Erfahrungen posten möchtet oder auch zusätzliche Tipps und Anregungen habt, schreibt es bitte einfach in die Kommentare.