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Leica Q
IMMER… wieder Japan – im Mai war ich nun zum vierten Mal dort, diesmal in Kyushu. Fotografie ist natürlich ein Schwerpunkt meiner Reisen und auch wenn ich zwei Kameras mit insgesamt vier Objektiven mitgenommen hatte, entstanden 80% der Bilder mit einer Kamera, die ich Anfang des Jahres gebraucht erworben hatte – der Leica Q.

Leica Q

Ausrüstung

Neben der Leica Q hatte ich auch meine Olympus OM-D E-M10 Mark II sowie die Objektive M.Zuiko 8mm Fisheye Pro, 42.5mm F1.2 Nocticron und M.Zuiko 75mm F1.8 dabei – man möchte ja nichts verpassen. Gegen Ende des Urlaubs hab ich dann aber immer öfter die Fototasche im Hotel gelassen und nur die Leica mitgenommen, teilweise auch ohne den Handgriff, den ich sonst eigentlich immer an der Kamera habe, da er das Handling doch sehr verbessert. Da ich als Premiere bei dieser Reise aber auch einen Camera Strap benutzt habe um die Kamera auch ohne Tasche mitnehmen zu können, hab ich mir das zusätzliche Gewicht oft gespart.

Sich so einzuschränken war möglich, da die Leica Q trotz ihrer Festbrennweite von 28mm eine sehr flexible Kamera ist. Man könnte denken, dass sie mit einem fest verbauten Objektiv und der recht kurzen Brennweite eben nicht wirklich flexibel einsetzbar ist aber in der Praxis hat sich gezeigt, dass man im Bereich der Reisefotografie fast alles mit ihr machen kann – auch wenn die Kamera kein Zoomobjektiv besitzt. Flexibilität ist aber eben nicht nur eine variable Brennweite sondern sie zeigt sich auch an anderen Kamera-Features wie z.B. der Lichtstärke des Objektivs (im Falle der Leica Q f/1.7) oder der Eignung für moderate Makroaufnahmen – die Leica Q hat einen entsprechenden Modus, mit dem man die minimale Fokusdistanz auf immerhin 17cm verringert. Da es genug Artikel bzgl. der technischen Daten und auch Bilder der Kamera online gibt gehe ich hierauf nicht weiter ein.

Im Folgenden zeige ich Euch Beispiele für populäre Anwendungsfälle in der Reisefotografie, die darstellen, warum ich meine nächste Reise vielleicht nur noch mit dieser eine Kamera durchführen werde – außer vielleicht, es wird eine Safari ;).

Street Fotografie / Candid Portraits

Die Leica Q ist meiner Ansicht nach primär für die Street Fotografie und für Candid Portraits geeignet. 28mm ist zwar sehr kurz und man muss nah an das Objekt ran aber das Objektiv ist derart scharf, dass man im Nachhinein auch problemlos noch das Bild beschneiden kann. Man kann hierfür auch direkt in 35mm oder 50mm JPGs aufnehmen, die RAW bzw. DNG-Dateien bleiben aber immer in voller Auflösung vorhanden. Eine nette Idee, bei der Hilfsrahmen auf dem Screen bzw. im EVF eingeblendet werden. Wenn man so wie ich JPGs im Urlaub direkt über Social Media teilt kann das durchaus nützlich sein. Ich speichere daher grundsätzlich JPG + DNG – zuhause werden dann nur die DNGs in Lightroom importiert, da diese deutlich besser zu bearbeiten sind als die JPGs.

Sehr hilfreich für Candid Portraits ist auch die Gesichtserkennung, die wirklich hervorragend funktioniert. Das gilt übrigens auch für den Autofokus, der selbst bei sehr wenig Licht sehr schnell und zuverlässig arbeitet. Ich habe mir 4 Presets auf die entsprechende Funktionstaste gelegt, jeweils zwei mit und ohne Gesichtserkennung und verschiedenen maximalen Belichtungszeiten und ISO-Werten für Tageslicht und Nacht. Manuell fokussiere ich nur äußerst selten, z.B. wenn ich durch eine Scheibe mit Spiegelung fotografieren möchte oder bei Langzeitbelichtungen. Sehr hilfreich ist auch, dass das Auslösegeräusch der Kamera nahezu lautlos ist, ab einer Belichtungszeit von 1/2000 Sek sogar komplett lautlos, da rein elektronisch.

Hier also Beispiele für Street Fotografie und Candid Portraits während meiner Zeit in Kyushu:

Portraits

Mit 28mm hat die Leica Q nun nicht gerade eine klassische Portrait-Brennweite aber trotzdem ist sie für diesen Zweck durchaus geeignet. Kopf- oder Kopf-Schulter-Portraits sollte man mit den 28mm vermeiden, da man durch den geringen Abstand eine unschmeichelhafte Perspektive hat bei der die Nase z.B. überpoportional groß ist. Bei Kindern durchaus niedlich, die Freundin findet ist eher weniger begeistert ;). Hier sollte man also auf Environmental Portraits setzen, bei der der man die Umgebung und den Oberkörper mit einbezieht. Auf 35 bis 50 mm croppen ist ebenfalls eine gute Wahl, wie gesagt ist das Bild trotzdem von hoher Qualität und von den 24 Megapixeln bleiben dann noch ca. 16 bzw. 8 Megapixel übrig. Auf Reisen möchte man ja ohnehin die Umgebung zeigen, daher ist die kurze Brennweite kein großer Nachteil und kann dank des Freistellungspotenzials des Objektivs in Verbindung mit dem Sensor im Kleinbildformat für schöne Effekte sorgen. Hier einige Beispiele, in der Regel leicht beschnitten:

Landschaft und Architektur

Auch für Landschaften und Architektur aller Art empfinde ich 28mm als gute Brennweite. Abgeblendet auf ca. f/8 ist alles scharf und bei Bedarf kann auch man auch etwas freistellen. Ich war früher gern mit noch kürzeren Brennweiten unterwegs, habe aktuell aber nur noch ein Fisheye Objektiv für ganz extreme Fälle.

Food / Makro

Die kurze Brennweite in Verbindung mit der Makrofähigkeit macht die Leica Q zu einer guten Wahl für Food-Fotografie. Ggf. muss man etwas beschneiden um Verzerrungen zu vermeiden wenn man zu nah dran ist aber insgesamt empfinde ich die Kamera als wirklich gut geeignet für diesen Zweck. Da ich aktuell kein dediziertes Makro-Objektiv besitze ist die Leica Q im Makro-Modus ein guter Ersatz für Nahaufnahmen, auch wenn der Abbildungsmaßstab nicht an ein echtes Makro herankommt.

Nachteile

Natürlich ist auch die Leica Q nicht perfekt. Auch wenn die 28mm sehr flexibel sind wäre mir ein 35mm Summilux an der Leica Q lieber, da die Verzerrungen dann miniert sind und ausreichend Reserven für Portraits vorhanden sind. Außerdem ist der Touchscreen mangels Autofokuspunkt-Selektion für mich nahezu unbrauchbar, den Modus Touch to Fokus kann man sich sparen, wenn man dann nicht mit dem Auslöser nachfokussieren kann. Dann kann ich auch direkt auslösen mit dem Touchscreen, was immerhin möglich ist. Man kann allerdings den Finger im Punkt-Fokus Modus auf dem Bildschirm gedrückt lassen um dann den Fokuspunkt per Touch zu verschieben, was aber viel zu lange dauert. Außerdem vermisse ich einen Tilt-Screen. Ich mache gern Bilder aus ungewöhnlichen Winkeln / in Bodennähe und breche mir dabei fast den Rücken, da ich bei Sonne nichts auf dem Screen erkennen kann. Auch dass die Leica Q nicht staub- oder spritzwassergeschützt ist sollte bei einem Listenpreis von über 4000,- Euro nicht sein – meine Kamera war bereits beim Service, da ich Staub auf dem Sensor hatte, den ich dank des fest verbauten Objektivs nicht selbst beseitigen konnte.

Das war’s aber auch schon. In Summe ist die Leica Q für mich der aktuell beste Kompromiss – ich hoffe auf einen Nachfolger, der dann die letzen Kinderkrankheiten ausräumt.

Die kompletten Bilder aus Kyushu gibt es hier:

Kyushu

Die Bilder können dort auch erworben werden, alternativ auch bei EyeEm:

Pierre Aden bei EyeEm

 

Ich hoffe, der Artikel hat gefallen – Kommentare und Anregungen lese ich immer gern, kontaktiert mich gern direkt oder nutzt die Kommentar-Funktion unter diesem Artikel.

                                                   

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Pierre Aden

Ich bin ein Hobby-Fotograf der aktuell in Frankfurt wohnt. Wenn ich nicht gerade verreise oder fotografiere spiele ich gern Tischtennis / Squash oder schaue TV Serien. Ich arbeite in einer Deutschen Bank im Bereich Anti-Money-Laundering.

2 CommentsLeave a comment

  • Danke für Deinen tollen Artikel den ich gerne auch teile. Ja die Staub-Thematik nervt mich auch gewaltig. Meine muss schon wieder zu service. Zum dritten mal in 2 Jahren….

    • Hi Jörg,

      vielen Dank für Dein Feedback! Ja, meine Garantie ist nun abgelaufen und wenn das wieder passiert würde mich das echt nerven. Ich hab die Mikrofonschlitze oben abgeklebt da ich nie filme, ich hoffe, dass dies hilft.

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