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M.Zuiko 75mm
IM Laufe der Jahre haben sich bei mir einige Objektive angesammelt und viele hab ich auch wieder verkauft. Ursprünglich war ich immer ein Fan von Weitwinkelobjektiven und dass ich nun ein 75mm Objektiv (umgerechnet auf Kleinbild = 150mm) zu meinem Lieblingsobjektiv erkläre, hätte ich eher nicht gedacht. Aber das Olympus M.Zuiko 75mm F1.8 hat sich bei mir trotz der sehr speziellen Brennweite zum Lieblingsobjektiv entwickelt und die Gründe dafür möchte ich Euch heute mal mit ein paar Beispielen darlegen.

Nein, das Objektiv ist wahrlich kein Allrounder und schon gar kein „immer drauf“ Objektiv wenn man mit nur einer Linse auf die Reise geht. Es ist eine mittlere Telebrennweite und damit schon mal für Architektur und weite Landschaftsaufnahmen kaum zu gebrauchen, der Bildwinkel ist einfach zu eng. Es wird aber oft zu Unrecht als „One Trick Pony“ für reine Kopfportraits bezeichnet und dieses Vorurteil möchte ich heute widerlegen.

Das Objektiv wird von mir ausgenommen an der Olympus O-MD E-M1 betrieben, da es für Micro Four Thirds Verhältnisse recht groß und schwer ist und die Ergonomie aufgrund des ausladenden Griffs der E-M1 besser ist als mit meiner PEN E-P5 – mit dieser wird das Ganze recht kopflastig. Im Verhältnis zu ähnlichen Objektiven für andere Kameras ist das Objektiv aber noch immer eher handlich.

Das M.Zuiko 75 ist eine Festbrennweite, es hat also nur einen „Turnschuh-Zoom“ – man muss sich selbst bewegen um den Blickwinkel zu ändern. Trotz der speziellen Brennweite und dem fehlenden Zoom zahlt man für das Objektiv in Deutschland aktuell gute 950,- Euro. Wofür denn eigentlich? Sicher ist die Haptik hervorragend und das Objektiv ist sehr hochwertig verarbeitet. Außerdem ist es trotz der hohen Lichstärke von F1.8 noch recht handlich. Der Preis wird aber primär durch die Resultate gerechtfertigt, die Bilder werden bereits bei Offenblende absolut scharf und der Kontrast ist hervorragend. Dazu ist der Autofokus an der E-M1 äußerst schnell, obwohl recht viel Glas bewegt werden muss.

Aber genug Geschwafel, Bilder sprechen am besten für das Objektiv. Hier mal ein paar Beispiele dafür, warum ich das Objektiv als mein Lieblingsobjektiv bezeichne:

Portraits von Mensch und Tier

Ja, Portraits sind der primäre Einsatzzweck des Objektivs und diese Aufgabe erfüllt es hervorragend. Durch die Brennweite von umgerechnet 150mm hat man einen recht großen Abstand zum Motiv und kann auch auf der Straße bei etwas Distanz tolle Bilder von Menschen machen. Das ist dann zwar keine „klassische“ Street-Fotografie aber die Resultate sind meiner Meinung nach sehr beeindruckend und zeigen, dass die Micro Four Thirds Kameras trotz des kleineren Sensors im Vergleich zu anderen Kamerasystemen eine sehr schöne Freistellung von Motiven erreichen können. Auch Aufnahmen von Tieren werden durch die große Freistellung sehr schön und meine besten Bilder von Straßenkatzen habe ich mit diesem Objektiv gemacht, da man auch nicht zu nah an scheue Tiere ran muss.

Landschaft und Architektur

Landschafts- und Architekturbilder macht man oft eher mit recht weitwinkligen Objektiven um möglichst viel darstellen zu können. Ich mache das in der Tat auch gern und das M.Zuiko 75 als Landschaftsobjektiv zu bezeichnen ist sicher nicht korrekt. Trotzdem ist es in der Lage besondere Bilder zu machen, wenn man die speziellen Eigenschaften des Objektivs zu nutzen weiß und einen Blick dafür entwickelt. Gerade der enge Blickwinkel des Objektivs kann in Verbindung mit dem schönen Bokeh und der Freistellung bei Bildern mit mehreren Ebenen schöne Unschärfe-Effekte erzielen. Ich nutze das Objektiv eher selten für Landschaftsaufnahmen aber trotzdem empfinde ich genau die Aufnahmen oft als besonders gelungen, hier einige Beispiele:

Details

Das Objektiv spielt immer dann seine Stärken aus, wenn es darum geht den Blick auf ein bestimmtes Detail zu richten. Die große Brennweite in Verbindung mit der hohen Lichtstärke machen die Freistellung von Motiven besonders einfach. Der Abbildungsmaßstab ist nicht besonders groß, daher eignet es sich nicht als Makroobjektiv wie das M.Zuiko 60mm Makro aber bei größeren Objekten spielt es klar seine Stärken aus. Auch bei Dunkelheit ist es dank der hohen Lichtstärke und dem schnellen und präzisen Autofokus sehr gut zu verwenden. Hier noch paar finale Bilder. Ich hoffe, die Bilder gefallen Euch so gut wie mir und geben einen Eindruck davon, warum ich das Objektiv nicht verkaufen werde solange ich eine Kamera mit Micro Four Thirds Sensor nutze. Ich kann das M.Zuiko 75mm nur jedem empfehlen, dem es um kompromisslose Qualität geht und der sich mit der Brennweite anfreunden kann. Die Resultate werden Euch sicher gefallen.

 

                                    

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Pierre Aden

Ich bin ein Hobby-Fotograf der aktuell in Frankfurt wohnt. Wenn ich nicht gerade verreise oder fotografiere spiele ich gern Tischtennis / Squash oder schaue TV Serien. Ich arbeite in einer Deutschen Bank im Bereich Anti-Money-Laundering.

6 CommentsLeave a comment

  • Das 75er ist ein klasse Teil. Anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, weil kaum Objektiv an der Kamera, trotzdem musste ich ordentlich Abstand zum Subjekt nehmen. Habe es nur in der Test&WOW Aktion von Olympus getestet aber hatte schiwerigkeiten es zurück zu geben.

    Wirklich klasse Bilder, die ich hier sehe. Sehr beeindruckt hat mich Dein Bild des Fords in der Mitte der Straße.

    • Hi Andreas,

      Danke fürs Feedback – auch wenn es für MFT eher groß ist unterschätzt man die Brennweite wirklich gern. Wenn man sich an die Brennweite gewöhnt hat, macht es wirklich Spaß. Freut mich, dass Dir die Bilder gefallen!

  • das Geisha Bild ist klasse!

    der Gesichtsausdruck – unbezahlbar.
    Wirklich schöne, gute Fotos! Macht Spaß, sie anzuschauen. Danke

    • Danke für das Kompliment, Andre! Das Geisha-Bild ist auch eine meine Lieblings-Erinnerungen der Reise nach Japan, der Blick hat schon was Besonderes. Vor allem, weil unzählige Leute um sie rumgewuselt sind und sie mich trotzdem fokussiert hatte.

  • Ausser in der Brennweite unterscheiden sich 45er und 75 eigentlich nicht. Beide sehr scharf, beide haben als größteBlende 1,8. Daher würde ich nur ungern 1k€ ausgeben wollen…
    Dennoch, sehr aufschlussreich Deine Beschreibungen!
    SG, Heinz

    • Hallo Heinz,
      das M.Zuiko 45 ist ein tolles Objektiv, erst recht wenn man Preis und Größe betrachtet. Das M.Zuiko 75 kann halt noch mal besser freistellen und in der 100% Ansicht sieht man, dass es noch besser abbildet als das 45er. Ob es den Mehrpreis wert ist muss natürlich dann jeder selbst entscheiden, ich hab es in Japan sehr günstig bekommen, daher hatte ich zugeschlagen – und es nicht bereut.

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